Zum 75. Gründungstag der DDR Ein Artikel von
Prof. Dr. Anton Latzo
DDR – Synonym für Demokratie, Antifaschismus
und Frieden
02. Oktober 2024
Gedanken zum 75sten von Prof. Dr. Anton Latzo
Die DDR wurde am 7. Oktober 1949 als Reaktion auf die vorherige Konstituierung der BRD
gegründet.
Diese Vorgänge sind nur dann richtig einzuordnen, wenn man mit dem 8. Mai 1945 beginnt.
An diesem Tag wurden die Tage des deutschen Faschismus, des wahnsinnigen Traumes vom
deutschen Tausendjährigen Reich beendet.
Die Niederlage des deutschen Imperialismus und Militarismus war noch nie in der Geschichte
so erdrückend, wie 1945. Sein Zusammenbruch hatte alle Bereiche erfasst. Er war geschwächt, wie selten zuvor eine herrschende Klasse in der Geschichte.
Der Zusammenbruch des deutschen Imperialismus und Militarismus erfolgte aber infolge des
Krieges, durch äußere Faktoren, nicht durch revolutionäre Aktion der Volksmassen. Die antiimperialistischen fortschrittlichen Kräfte waren durch die faschistische Herrschaft selbst
geschwächt.
Als die Kämpfe zwischen der Sowjetarmee und den faschistischen Kräfte in Berlin noch tobten,
traf am 30. April 1945 eine Initiativgruppe der KPD unter Leitung von Walter Ulbricht in der
Stadt ein, die sich die Aufgabe stellte, die ersten Schritte zur Überwindung der Kriegsfolgen
und zum Aufbau einer antifaschistisch-demokratischen Ordnung einzuleiten.
Am 5. Juni 1945 verkündeten die Regierungen der UdSSR, der USA. Großbritanniens und
Frankreichs in einer gemeinsamen Deklaration, dass die oberste Gewalt in Deutschland von
den Oberbefehlshabern der Streitkräfte der vier Mächte auf Weisung ihrer Regierungen ausge-
übt wird.
Die erste deutsche Partei, die mit einem Programm an die Öffentlichkeit trat, war die KPD (11.
Juni 1945). Darin wurde ihr Programm zur nationalen Wiedergeburt ganz Deutschlands als
friedliebender und demokratischer Staat dargelegt. Das war ein Programm einer grundlegenden Umwälzung und des Aufbaus einer antifaschistisch-demokratischen Ordnung in ganz Deutschland, der
Errichtung einer einheitlichen parlamentarisch-demokratischen Republik mit allen demokratischen Rechten und Pflichten, was sowohl den nationalen Interessen als auch dem Potsdamer Abkommen
entsprach, das im August 1945 von den Alliierten Mächten vereinbart wurde.
Der am 15.6.1945 veröffentlichte Aufruf der SPD hat wesentliche Übereinstimmungen offenbart. Ihre Verwirklichung wurde durch die Schumann-Gruppe verhindert.
Schon im Frühjahr 1945 wurde im Auftrag von Winston Churchill der Plan zur „Operation
Unthinkable“ zum Einmarsch in die Sowjetunion erarbeitet. Der Angriff sollte am 1. Juli beginnen. Der Plan war zwar irrsinnig, aber er legt Zeugnis vom wahnsinnigen Denken, das bestimmende Kreise
der westlichen Alliierten beherrschte und das von Antisowjetismus und Antikommunismus und von Revanche geprägt war. Die Konzentrationslager der Nazis waren noch nicht befreit und man erwog schon,
eine deutsche Armee wieder aufzubauen, um gegen die Sowjetunion zu kämpfen.
Diese Grundhaltung bestimmte die Haltung der Westmächte und der von den ihnen gestützten
Vertreter der Interessen des deutschen Kapitals bei der Umsetzung der Nachkriegsbeschlüsse
zur Einheit Deutschlands, zur Herstellung seiner Souveränität und zum Abschluss eines Friedensvertrages in den folgenden Jahren und Jahrzehnten. Sie verhinderte die Verwirklichung der Konzeption
von Potsdam. Erst 40 Jahre später fand sich ein Bundespräsident, der formulierte: „Der 8. Mai (1945) war ein Tag der Befreiung“!
Die Revanche, das „Roll back“ bestimmten die Haltung der Westmächte ebenso wie die des
deutschen Kapitals. Die damit verbundenen Ziele dienten als Leitfaden für ihre Politik, die zur
Spaltung Deutschlands und zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland führte.
Die Alternative
Die DDR ist als Alternative zu dieser den Frieden und sogar die Existenz der Menschheit gefährdenden Politik entstanden.
Je mehr Zeit seit der Zerschlagung der DDR mit ihrer gleichzeitigen Einverleibung in die BRD
vergeht, umso deutlicher wird die historische Bedeutung der DDR und ihres Wirkens für eine
sozialistische Gesellschaft und für eine Welt des Friedens und der Zusammenarbeit zum gegen�seitigen Vorteil..
Angesichts des krisengeschüttelten kapitalistischen Systems und der damit zunehmenden ökonomischen, sozialen und politischen Widersprüchen in und zwischen den kapitalistischen
Mächten, des schwindenden Einflusses der regierenden Parteien, der intensivierten Militarisierung des politischen und gesellschaftlichen Lebens und der verstärkten Durchsetzung der Ziele des
Kapitals im Inneren und auch international mit Mitteln der Gewalt, einschließlich der militärischen Gewalt, gewinnen die Erfahrungen der DDR zunehmend an Bedeutung.
Demokratie
Die DDR ist entstanden als eine Gemeinschaft gleichberechtigter Bürger zum Zwecke der Ermöglichung der besten Lebensführung des Menschen in Frieden und Sicherheit für alle Völker
und ihren Staaten. Sie war ein sozialer Staat und ein demokratischer.
Sie war sozial, aber, im Unterschied zur BRD, nicht durch die Zugeständnisse und Almosen
der Besitzenden, sondern von ihrem Wesen her. Das war der Sinn ihrer Gründung, ihrer Existenz und ihres nationalen und internationalen Wirkens. Und deshalb war sie auch ein Friedensstaat, von dem
niemals die Gefahr bzw. ein tatsächlicher Krieg ausging.
Sie war demokratisch, aber nicht im Rahmen der von den tatsächlich herrschenden Milliardären
und Millionären zugestandenen Auslegung von Freiheit und Demokratie. Es gibt keine Demokratie schlechthin, eine Demokratie für alle Zeiten. Auch Demokratie ist immer konkret und wird immer durch
das jeweilige Adjektiv definiert – also kapitalistische oder sozialistische Demokratie.
Es gibt keine „westliche“ oder östliche Demokratie. Nicht nur die Beseitigung der DDR, sondern auch das Beispiel Chiles und später die Zerschlagung der UdSSR und des Sozialismus in
anderen europäischen Staaten haben das gezeigt. In Chile hat man versucht, die reale staatliche Existenz von Sozialismus mit der bürgerlichen Demokratie zu verbinden. Der Imperialismus, besonders
der der USA, bediente sich ihrer, um den chilenischen Sozialismus zu zerschlagen – ebenso wie später in der Sowjetunion und in Osteuropa!
Das zeigt: sozialistische Demokratie geht von da aus, wo sie im Kapitalismus gar nichts zu
suchen hat, nämlich am Arbeitsplatz. Und von da aus kann sie stabil erweitert werden. Dazu
braucht man ein großes Maß an Wissen, Gemeinsamkeit und bewusster Solidarität, ebenso an
Kritik des Imperialismus, des überkommenen bürgerlichen Denkens und Verhaltens.
In den westlichen Besatzungszonen und dann in der BRD ging es aber immer darum, Sicherheit und Profit für die Monopole zu schaffen und zu sichern. Sie schufen sich den Staat und eine solche
Demokratie, die als Instrument dazu geeignet waren – und nannten sie Freiheit und westliche Demokratie. In Wirklichkeit schufen sie ein Instrument, das als „Pfahl im Fleisch der DDR“ und des
Sozialismus eingesetzt wurde!
Antifaschismus
Der Geburt des ersten Arbeiter- und Bauernstaates ging eine ereignisreiche umwälzende Entwicklung in den Jahren 1945 bis 1949 voraus. Der im Kampf gegen den Faschismus entwickelte Antifaschismus
wurde – nach der Befreiung – im Prozess der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung umgesetzt und weiter bereichert.
Er wurde zu einem klärenden und verbindenden Faktor bei der Herstellung der Einheit der
deutschen Arbeiterparteien, der Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands
(SED) und bei der Gestaltung ihrer Bündnispolitik.
Der Antifaschismus wurde zum konstitutiven und konstituierenden Faktor, zu einem Faktor
von entscheidender Bedeutung für die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik
(DDR) als Antwort auf die Restauration- und Spaltungspolitik der deutschen Monopole, die
von den westlichen Alliierten aktiv gestützt und gefördert wurde.
Er wurde ebenso zur Motivation und zum Leitfaden für die Entwicklung und Umsetzung der
Innen- und Außenpolitik der DDR in den folgenden Jahrzehnten.
Sowohl die historischen Erfahrungen als auch die konkreten Bedingungen und Erfordernisse in
ganz Deutschland, mit denen die Politik der DDR konfrontiert war, haben gezeigt, dass die
Wirksamkeit des Antifaschismus davon abhängig ist, ob die Handlungen zu seiner Verwirklichung bewusst vom Zusammenhang zwischen Monopolkapital und Faschismus, zwischen Imperialismus und
Faschismus ausgehen.
Die antifaschistisch-demokratischen Kräfte und die Regierungen der DDR ließen sich davon
leiten, dass die von den Faschisten erzielten Ergebnisse durch die Täuschung der Massen möglich wurden. Die Faschisten täuschten eine Opposition gegen die Auswüchse des Kapitalismus vor und gaben
sich demagogisch als Interessenvertreter des Mittelstandes, der Bauern und Arbeiter aus. Die Verfälschung der Wirklichkeit erfüllte schon damals ihren politischen Zweck.
Davon ausgehend sahen die Antifaschisten eine ständige Aufgabe darin, die Menschen darüber aufzuklären, dass der Faschismus keine auf die Zeit vor 1945, also der Vergangenheit angehörende
politische Bewegung ist. Es ging darum, nicht nur das Ausmaß der begangenen Verbrechen vor Augen zu führen, sondern den Charakter, das Wesen des Faschismus zu verdeutlichen. Es ging darum,
aufzuklären, wessen Instrument der Faschismus war..
Auf dieser Grundlage wurden der Antifaschismus und der Antiimperialismus als zusammen
gehörende Erscheinungen, als objektiv existierende Einheit betrachtet.
Die Umsetzung dieser Betrachtungsweise in konkrete Politik im Prozess der Gründung der
DDR und in ihrer Politik danach fand zunehmend weltweite Anerkennung und ist ein wichtiger
Grund für die internationale Anerkennung für die Innen- und Außenpolitik der DDR.
Frieden
Die Einheit zwischen Antifaschismus und Antiimperialismus war Grundlage nicht nur der Innenpolitik, sondern auch der Außenpolitik der DDR, die vom Streben nach Frieden und gleichberechtigter
Zusammenarbeit der Völker und Staaten zum gegenseitigen Vorteil gekennzeichnet war.
Die DDR berücksichtigte die Erkenntnis von Marx: „Die Völker aneinander zu hetzen, das eine
zur Unterdrückung des anderen zu benutzen und so für die Fortdauer der absoluten Herrschermacht zu sorgen – das war die Kunst und das Werk der bisherigen Gewalthaber und ihrer Diplomatie.“
Mit der Politik der Restauration in den westlichen Besatzungszonen und mit der diesem Zweck
dienenden Gründung der BRD haben die westlichen Alliierten und die Herren des deutschen
Kapitals bewiesen, dass dies nicht nur Vergangenheit war. Es wurde erneut ein deutscher Staat
der Monopole geschaffen, der ihre ökonomischen und politischen Interessen in seiner Innen und Außenpolitik zu verwirklichen hatte.
Angesichts des antisowjetischen und antisozialistischen Kurses der westlichen Alliierten und
ihres offenen und verdeckten Zusammenwirkens mit den auf Restauration und Militarisierung
setzenden Kreise der BRD verstärkte sich für die DDR auch die Notwendigkeit, eine selbständige Außenpolitik zu entwickeln, die erstmalig „… im allgemeinen Kampf für die Emanzipation der
Arbeiterklasse“ eingeschlossen ist, „deren internationales Prinzip der Frieden sein wird, weil bei jeder Nation dasselbe Prinzip herrscht, die Arbeit“ (Marx).
Mit der Beseitigung der Grundlagen des Imperialismus und Militarismus auf dem Gebiet der
DDR wurden die Voraussetzungen für eine neue deutsche Außenpolitik geschaffen. Sowohl die
Verfassung der DDR von 1949 als auch die von 1968, letztere wurde durch Volksentscheid
angenommen, verankerten die Friedenspolitik als staatsrechtlichen Grundsatz. Die Außenpolitik der DDR war ausdrücklich darauf ausgerichtet, alles zu tun, um den Krieg zur Durchsetzung
politischer Ziele auszuschließen. Während ihrer gesamten Existenz ist sie diesem Grundanliegen treu geblieben und hat nachgewiesen, dass der Frieden zum Wesen des Sozialismus gehört.
Dabei war sie jahrelang mit einer offenen Grenze zur BRD und zu Westberlin konfrontiert, die
durch die BRD und ihren Verbündeten in den USA / NATO im Kampf gegen den Sozialismus
ständig für Provokationen missbraucht wurde, die nicht nur eine Gefahr für die DDR darstellten, sondern zugleich die gesamte europäische Nachkriegsordnung in Frage stellten.
Dazu gehörten massive, auf die Beseitigung der DDR gerichtete ökonomische Embargomaß-
nahmen (Stahl/Röhren) und politische und handelspolitische Störaktionen, massive Abwerbung
von qualifizierten Arbeitskräften durch die BRD-Regierung. Hinzu kamen Anti-DDR-Kampagnen der westlichen Medien. Westberlin wurde systematisch zu einem Zentrum der Diversion und Spionage gegen
die DDR und die anderen Staaten des Warschauer Vertrages ausgebaut.
Es ging um Existenz und Selbstbehauptung der DDR, aber auch um die Stabilität der Entwicklungsbedingungen in den anderen sozialistischen Staaten und nicht zuletzt um die europäische Ordnung. Es
ging immer um die Frage von Krieg und Frieden!
Diese und viele gleichartige Vorgänge werden durch die Politik, aber auch durch die Medien
und in publizistischen und analytischen Arbeiten leider ausgeblendet oder verfälscht. Sie gehö-
ren aber dazu, wenn man eine gerechte Beurteilung der DDR und ihrer Politik vornehmen will.
Besonders wichtig ist ihre Berücksichtigung durch die Anhänger der Friedensbewegungen in
ihren Bemühungen um historische Wahrheit und Klarheit, um realistische Orientierung.
Hier ein interessanter Artikel zu den chinesischen Anstrengungen
in der Umweltpolitik und -Praxis von Wolfram Elsner
Eine Betrachtung nach dem Dritten Plenum des 20. ZK
Der Beitrag der chinesischen Umweltpolitik für die Welt 08.09.2024
Von Wolfram Elsner*
China legt großen Wert auf den Umweltschutz, der gut ins alltägliche Leben der Menschen
eingebettet ist. Für den Westen ist Chinas Rolle als ökologischer Motor anzuerkennen, und
eine Zusammenarbeit mit China sollte als richtige Wahl gelten.
Die 3. Plenartagung des 20. Zentralkomitees (ZK) der Kommunistischen Partei (KP) Chinas
(„Drittes Plenum“) hat ein integriertes Konzept der umfassenden Chinesischen Modernisierung in allen Aspekten von Wirtschaft und Gesellschaft erarbeitet. Der Beschluss des Plenums fordert
„bessere Systeme und Mechanismen zur ortsorientierten Entwicklung von Produktivkräften neuer Qualität“. Eine zentrale Dimension darin ist die natürliche Umwelt. Die Umweltpolitik wird in China
seit langem unter der Zielstellung einer ganzheitlichen chinesischen ökologischen Zivilisation vorangetrieben. Sie ist eingebettet in den Fokus auf das elementare Faktum der Menschheit, die eine
Welt, die nur eine gemeinsame Zukunft der Menschheit erlaubt oder keine.
Die Menschheit ist eine Schicksalsgemeinschaft angesichts der elementaren ökologischen und
anderen globalen Krisen mit der Gefahr einer kumulierenden Polykrise, die einen globalen Kollaps näherbringt. China hat in diesem Rahmen auch seine globalen Entwicklungs-, Zivilisations- und
Sicherheitsinitiativen sowie die großen Friedensinitiativen und zahlreiche einzelne diplomatische Initiativen vorgeschlagen.
Der politische Westblock hat im Gegensatz dazu jede erkennbare fortschrittliche globale Vision und Initiative verloren. Er ist beschäftigt mit seinem unübersehbaren globalen Niedergang, seinem
Verlust an Dynamik und Hegemonie, seinen zahllosen inneren und äußeren Krisen, und spielt nur noch eine minimale Rolle für die Lösung von globalen Menschheitsproblemen, dafür aber eine umso
größere Rolle bei restriktiven, negativen, aggressiven und kriegerischen Maßnahmen. Das dominante Ziel des Westens ist nicht mehr die eigene Erneuerung und Reform, das Werben um die Menschen,
sondern nur noch die Eindämmung seiner immer zunehmenden selbsterklärten Feinde, allen voran Chinas.
China ist innerhalb von wenigen Jahrzehnten zur größten ökologischen Weltmacht aufgestiegen. Zielsetzung, Motivation und systemische Handlungsfähigkeit gehen hier Hand in Hand. Ein Bewusstsein von der geteilten Zukunft allen Lebens auf der Erde ist in der chinesischen Gesellschaft tagesaktuell wirksam. Der grüne Lebensstil für alle Menschen ist nicht nur eine „Roadmap“ der Regierung, sondern Alltagsverhalten der chinesischen Bürger.
Im Konsumbereich sind die Chinesen weltweit führend im Ökobewusstsein und -verhalten:
Nachhaltiger Verpackung z.B. wird hier laut einem McKinsey-Bericht vom Jahr 2022 im
internationalen Vergleich die höchste Bedeutung zugemessen und es besteht dafür in China die höchste Zahlungsbereitschaft. Bei der Bereitschaft zum Umstieg von konventionellen Autos auf Mini-EVs
(1- bis 2-Sitzer, 3- oder 4-rädrig) seien Chinesen führend (für 57 Prozent der Befragten ist das in China wahrscheinlich, global für 31 Prozent, in Deutschland für 15 Prozent). Hunderte von
Millionen Nutzer tragen durch ihr ökologisches Alltagsverhalten zum Beispiel mit Hilfe der „Ant-Forest“-App außerdem zum massenhaften Pflanzen von Bäumen bei.
China hat in den letzten Jahren laut der UNO auch am meisten für Erhalt und Ausbau der
Biodiversität getan, und zwar nicht nur bei den letzten UN-Weltnaturkonferenzen (COP 15, 2021 Kunming, 2022 Montreal), die es geleitet hat.
Die Biodiversitätsstrategie ist dabei eingebettet in das spektakulärste Aufforstungsprogramm der Menschheit mit gigantischen Flächen an Wäldern und rund 12.000 Nationalparks, spezialisierten
Naturschutzgebieten sowie Biodiversitätszonen, das hochqualifizierte, multidisziplinäre und langfristigen Maßnahmen verlangt, die Wüsten zurückgedrängt, neue Wasserkreisläufe und regionale
Klimaverbesserungen, neue Anbauoptionen für früher arme Bauern und neue Tourismusoptionen geschaffen haben und die – einmalig in der Welt – rechnerisch die Mehrheit der nationalen
Kohlenstoffemissionen wieder aus der Luft herausholen. Eine solche aktive Kohlenstoff�Reduktionsstrategie kann kein anderes Land vorweisen. Zahlreiche internationale Forschungsinstitute sind an
Chinas Aufforstungsprogrammen beteiligt, um zu lernen.
Baumgürtel und geschütztes Grün überall, in den grünen chinesischen Multimillionenstädten wie auch entlang der großen Straßen und Autobahnen. In der Folge hat die Luft in Beijing und den
Millionenstädten des Ostens im vergangenen Jahrzehnt eine hervorragende Qualität erreicht.
Täglich erfährt die Welt aus den internationalen Informationsmedien – wenn auch selten aus den westlichen Meinungsmedien – mit welcher Dynamik China seine CO2-Ziele nach dem Pariser UNEP-Abkommen
erreicht. Täglich neue Zahlen und Analysen von Global Energy Monitor, Internationale Energie Agentur (IEA) u.a. zeigen, wie schnell Kohle, Öl und Gas in China als direkte Energiequellen und
Ressourcen für Stromerzeugung durch den Ausbau von erneuerbaren Energien ersetzt werden. Auch die Solar- und Windenergie-Produktion, die ursprünglich erst für 2030 vorgesehen war, wurde bereits
in diesem Jahr erreicht.
Bei Solarmodulen, Windkraftanlagen, aber auch bei neuen Antrieben (EVs, Wasserstoff, Induktion auf Solarplattenautobahnen usw.) oder neuartigen Speichertechnologien (Batterien) und dem
intelligenten Fahren produziert China in der Regel mehr als alle westlichen Industrieländer zusammen. Und Öko-Energie ist in China inzwischen billiger als fossile. So kann Marktwirtschaft auch
gestaltet werden.
Der technologische Fortschritt wird in China so vorangetrieben, dass ökologisch relevante
Produktivitätssteigerungen es erlauben, die gleiche Produktionsmenge mit immer weniger
Ressourcen zu produzieren und die gleiche Ressourcenmenge mit immer weniger CO2-Ausstoß
einzusetzen. Schon im 13. Fünfjahresplan (2016-2020) wurde das BIP-Wachstum
(Bruttoinlandsprodukt) von 5,7 Prozent mit einem Energiewachstum von nur 2,8 Prozent erzielt. Die Zahlen des 14. Fünfjahresplans (2021-2025) sind ebenfalls beeindruckend, zum Beispiel:
Energieverbrauch/BIP-Einheit -13,5 Prozent, CO2-Emissionen/BIP-Einheit -18 Prozent. Der Energieverbrauch pro Kopf in den USA dagegen ist nach Angaben der Webseite
OurWorldinData.org mehr als doppelt so groß wie der Chinas, mit steigender Tendenz.
Der kollektive Westen nennt Chinas ökologischen Strukturwandel, die Vernichtung von
Kohleminen, Kohlekraftwerken und anderen alten Industriekapazitäten und den Aufbau
ökologischer Technologien und Produkte „Überkapazitäten“, die die „Weltmärkte überschwemmen“würden. Die Wahrheit ist, dass Chinas technologischer Fortschritt – kombiniert mit einem effektiven und
echten Wettbewerb, der Erschließung eines großen, wohlhabenden und wachsenden Binnenmarktes und viel geringeren Kapital- und Profitkosten – Öko-Technologien und -Produkte zu geringen,
erschwinglichen Preisen ermöglicht. Und während China auf fast allen Gebieten die große Mehrheit der Öko-Technologien und -Produkte entwickelt, tut es dies überwiegend nicht als
„Exportweltmeister“. Es produziert vor allem für die eigene Entwicklung und die eigene Binnenwirtschaft. Und gerade in den westlichen Block gehen nur noch sinkende Anteile der chinesischen
Produktion.
China ermöglicht damit aber zugleich erstmals die ökologisch-nachhaltige Industrialisierung des Globalen Südens. Auch mit einem Klimafonds, dem Kunming Diversitätsfonds, dem Shanghai�Modell des
Schuldenerlasses Umweltinvestitionen und vielen anderen Finanzhilfen im Rahmen der UNO.
Die Grünen Seidenstraßen, in die alle Einzelmaßnahmen integriert sind, sind heute das mit Abstand größte zusammenhängende Ökoprojekt der Welt, der wichtigste Motor der globalen Klimawende.
Aber die großen chinesischen Öko-Investitionen im Globalen Süden allein sind für die globale
Klimawende noch unzureichend. Die IEA berechnet, dass das globale Ausbautempo der
erneuerbaren Energien verdreifacht werden muss, und dass sich der Absatz von EVs global auf das 4,5-Fache von 2022 erhöhen muss, um die globalen Klimaziele für 2030 zu erreichen. In einem
Interview mit der Global Times berichtete die Unternehmensberatung Roland Berger, China sei zwar heute die „grüne und nachhaltige Fabrik der Welt“, aber die globale Klimawende werde trotz dieser
Anstrengungen angesichts des Ausfalls des Westens kaum zu erreichen sein.
Insofern könnten wir mit der Dynamik ökologischer Forschung, Entwicklung und Anwendungen in China fortfahren, von der praktischen Anwendbarkeit der Fusionsenergie über neuartige salzbasierte
Thorium-Reaktoren, neue Speicher-Technologien, intelligente Biomaterialien oder neueste Bahn�und Mobilitätstechnologien bis hin zu recyclingfähigen Alltagsmaterien, grünen und emissionsfreien
Unternehmen, Industrieparks und ganzen Städten. Und täglich erreichen uns dazu neue spektakuläre Informationen.
China ist zum ökologischen Motor der Welt und zur ökologischen Weltmacht Nr.1 geworden. Und immer mehr Länder gesellen sich dazu. Das Bewusstsein für eine Welt nimmt zu und Synergien greifen um
sich. Arbeiten wir daran, dass das Streben nach dem Überleben der Menschheit sich gegen Hass, Krieg und Chaospolitik durchsetzt.
*Der Autor ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bremen, langjähriger China-Kenner und Autor zahlreicher China-Publikationen. Die Meinung des Autors spiegelt die Position
unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.
Quelle: http://german.china.org.cn/txt/2024-09/08/content_117415087.htm