Bericht der Kommunistischen Arbeiterzeitung zur Festveranstaltung
Über unsere Festveranstaltung wurde u.a. in der jungenWelt, der UZ, dem Rotfuchs berichtet. Untenstehenden Bericht entnehmen wir der Kommunistischen Arbeiterzeitung (KAZ).
Eine Feier zu Ehren der KP Chinas – Bericht
1921 – 2021: in 100 Jahren das Unmögliche möglich gemacht.
Der kleine, aber feine Deutsch-Chinesische Freundschaftsverein Ludwigsfelde hatte es sich zugetraut, ein starkes Zeichen zu setzen angesichts der derzeitigen massiven Hetze gegen die Volksrepublik China, gegen die Kriegstreiberei und das unverschämte Einmischen der BRD in die inneren Angelegenheit Chinas. Und dieser Verein, der u.a. den zu früh verstorbenen Rolf Berthold, Botschafter der DDR in der Volksrepublik, zu seinen Mitgliedern zählte oder den renommierten Marxforscher und Chinaarbeiter Prof. Dr. Eike Kopf zu seinen Freunden zählt, bewies Mut. Er schreckte nicht davor zurück, das Hassobjekt aller Reaktionäre und Antikommunisten in Deutschland, die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) und ihren 100. Geburtstag, zum Anlass für die Festveranstaltung am 23. Oktober zu nehmen. Damit nicht genug: Auf dem Podium saßen Frau Yu, Botschaftsrätin Gesandte, Arnold Schölzel, langjähriger Chefredakteur der Tageszeitung junge Welt und Vorsitzender des Rotfuchs – Fördervereins und Patrik Köbele, Vorsitzender der Deutschen Kommunistischen Partei. Die Moderation hatte Dr. Gruschka vom Freundschaftsverein übernommen. Unterstützt wurde die Veranstaltung u.a. von DKP, Rotfuchs, KAZ, GRH. Dass sich relevante Kräfte und Führungspersönlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung gemeinsam öffentlich und positiv zur VR China und ihrer führenden KP stellen – wie lange hatte es das nicht mehr gegeben!
Wer die Einlasskontrollen passiert hatte, erblickte im Vorraum die Fahne der KPCh (s. Foto). Auf der Leinwand konnten die Eintreffenden die offiziellen Feierlichkeiten auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Beijing verfolgen mit den Darbietungen der Volksbefreiungsarmee, mit der Nationalhymne, der Rede des Generalsekretärs Xi Jinping und den revolutionären Gesängen – zum Abschluss 43
mit dem vieltausendstimmigen Gesang der Internationalen. (https://drive.google. com/file/d/1FrIFAUcBKgQt0MvTL-7Ts_G9JnHNNiOQ/view?usp=drive_web)
Danach wurden Fotos von verdienten Genossen der KP China gezeigt, die Xi Jinping besonders hervorgehoben hatte: Mao Zedong, Zhou Enlai, Zhu De, Deng Hsiaoping, Liu Shaoqi, Jiang Zemin und Hu Jintao. Zuletzt aber stand das Foto, das Ernst Thälmann mit einem sowjetischen Seemann und einem Vertreter des revolutionären China bei einer Kundgebung des Rotfrontkämpfer Bundes in Hamburg 1925 zeigt.
Ulryk Gruschka, Vorsitzender des Deutsch-Chinesischen Freundschaftsvereins Ludwigsfelde, begrüßte die Gäste im vollbesetzten Münzenbergsaal im ND-Gebäude zu Berlin und die zahlreichen Interessierten, die die Veranstaltung online verfolgen konnten. Er wies auf die großartigen Errungenschaften der VR China hin, insbesondere auf das Erreichen des ersten Jahrhundertziels, die Beseitigung der absoluten Armut im Jahr 2021, dem Jahr des 100. Geburtstag der KPCh. Er bescheinigte der KP Chinas, eine Politik zu verfolgen, die nicht nur dem chinesischen Volk eine grandiose Perspektive eröffnet, sondern für die Entwicklung der Menschheit neue Wege öffnet.“
Genossin Yu begann Ihre – häufig von Beifall unterbrochenen Rede: „Als Mitglied der KPCh freue ich mich persönlich sehr, heute die 100-jährige Geschichte der KP Chinas mit Freude und Stolz mit Ihnen zu teilen (feiern). In China haben 44
wir dieses Jahr nicht nur zahlreiche Festveranstaltungen abgehalten, sondern auch eine Kampagne zum Lernen der Parteigeschichte ins Leben gerufen. Dies dient dazu, dass die mehr als 95 Millionen Mitglieder der KP Chinas einerseits auf die Erfolge des vergangenen Jahrhunderts zurückblicken und andererseits Lehren aus der Geschichte ziehen können.“ Sie wies auf das Dokument des ZK der KPCh hin „Die historische Mission und die Werte der Kommunistischen Partei Chinas“. Sie fuhr fort: „Ich möchte mit Ihnen nicht nur über die Erfolgsgeschichte sprechen, sondern auch über die Bedeutung der marxistischen Theorie für die Entwicklung der Menschheit in den letzten 100 Jahren. Darüber hinaus werde ich mich mit der Frage befassen, wie die KPCh an den Idealen des Kommunismus festhält und den Marxismus im 21. Jahrhundert kontinuierlich weiter entwickelt.”
Genossin Yu führte fünf Stichpunkte aus.
1. Dem Volk mit Leib und Seele dienen
2. Sinisierung des Marxismus/Der Sozialismus chinesischer Prägung
3. Die Führungskraft und Regierungsfähigkeit der KPCh
4. Immer auf der Höhe der Zeit bleiben und voller Tatendrang
5. Beitrag zum Frieden und zur Entwicklung der Menschheit
Die oberste Maxime der Partei, die auch über dem Eingang ihrer Zentrale in Beijing steht, sei: „Dem Volk dienen“ und zwar mit Leib und Seele. Die Partei habe keine Sonderinteressen. Sie komme aus dem Volk und sei darin verwurzelt. Die Menschen würden erwarten, dass der Staat ihnen zu einem besseren Leben verhilft. Mit dem Erreichen des ersten Jahrhundertziels, einer Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand, beginne die KP, diese Erwartung zu erfüllen. Die absolute Armut sei gänzlich beseitigt. Eine Mittelschicht von 400 Mio. Menschen sei entstanden. Eine Milliarde Menschen seien in einer Rentenversicherung abgesichert, 1,3 Mrd. Menschen mit einer medizinischen Grundversorgung, 274 Mio. hätten eine Unfallversicherung. Im Mittelpunkt aller Bemühungen stünde der Mensch. Beim Aufbau einer Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand solle niemand zurückgelassen werden, bei der Bekämpfung der Pandemie jeder Patient gerettet werden. Als Folge hätten die Menschen ein Gefühl des Wohlbefindens und der Sicherheit entwickelt. Die gesellschaftliche Lage sei stabil. Dennoch sei China noch in der Anfangsphase des Sozialismus und immer noch das „größte Entwicklungsland der Welt“.
Besonders interessant waren die Ausführungen über die Art und Weise der demokratischen Rechte des Volkes. Diese würden über eine Unzahl von Kanälen 45
verwirklicht. Die demokratische Beteiligung der Menschen an den Entscheidungen sei ein fester Bestandteil des Alltags. Am Anfang stünden immer gemeinsame Beratungen. Eine Milliarde Menschen seien als Wähler registriert. Es gäbe 2,6 Mio. Delegierte, die die Entscheidungen des Volkes durch alle fünf Ebenen, von der Kreis- und Gemeindeebene bis zur nationalen Ebene, nach oben transportierten. Besonderen Beifall erhielt sie: „Demokratie ist ein gemeinsamer Wert für die gesamte Menschheit und nicht von irgendeinem Land patentiert.“
Zur Sinisierung des Marxismus betonte Genossin Yu: „Der Weg, auf den die Kommunistische Partei Chinas das chinesische Volk geführt hat, ist noch von niemandem zuvor beschritten worden, und bei jedem Schritt ist es fast unmöglich, bestehende Erfahrungen zu finden, die man kopieren kann, und bei jedem Schritt nach vorn muss man sich endloser neuer Situationen und Probleme stellen. Die KPCh lasse sich vom Marxismus leiten, habe aber keine Angst vor einer Weiterentwicklung. Der Marxismus sei kein unveränderbares Dogma, sondern eine Waffe, um die Welt zu begreifen und zu ändern. Dies hätte über die Jahre zu einem Sozialismus chinesischer Prägung geführt. Eine Reihe neuer Erfahrungen habe man gesammelt, z.B. dass der Aufstand in den Städten nicht funktioniert hätte, sondern die Städte vom Lande aus umzingelt werden mussten; dass das sowjetische Modell beim Aufbau des Sozialismus für China nicht geeignet gewesen wäre; dass Armut kein Sozialismus sei, genauso wenig wie eine langsame Entwicklung der Produktivkräfte. Man hätte mit Reformen experimentiert und das Land geöffnet. Auch jetzt wieder implementiere man ein neues Entwicklungsmodell mit einem inländischen und einem internationalen Wirtschaftskreislauf, um den Wohlstand zu sichern und weniger anfällig für internationale Krisen zu sein. Das Verständnis für den Sozialismus sei immer noch begrenzt, man bemühe sich weiterhin, ihn zu verstehen und voran zu treiben. Aber die Überlegenheit des Sozialismus habe sich schon bewiesen: er könne die gesellschaftlichen Probleme besser lösen als die anderen Gesellschaftsformen.
Als Drittes verwies Genossin Yu auf die Führungskraft und -fähigkeit der KP. Die Führung formuliere die Ziele stufenweise und kontrolliere das Erreichte. Wichtig dabei sei die Autorität der zentralen Führung. Wenn die Linie festläge, würde das Personal zum entscheidenden Faktor werden! Darin sei die Partei gut: Es würden nur die Besten und Tüchtigsten in politische Ämter gesetzt.
Den vierten Punkt der Genossin kann man unter innerparteilicher Demokratie und Selbstreflexion zusammenfassen. In der Partei herrsche eine demokratische 46
Atmosphäre, daher bliebe sie vital. Man stelle sich mutig den Fehlern, gäbe sie zu, analysiere sie gründlich und korrigiere sie dann entschlossen. Bei jedem Schritt würde ein Resümee vorgenommen, bei jedem Fehler eine Lehre gezogen werden. Der Korruption gegenüber hieße es: Null Toleranz!
Der fünfte Punkt behandelte den Beitrag der KP zum Frieden und zur Entwicklung der Menschheit. Die KP wüßte sehr wohl, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit sei. Ein dauerhafter Frieden sei unmöglich, wenn so viele Menschen in der Welt in Armut lebten. Daher fördere die KP die gemeinsame Entwicklung. Dass China den friedlichen Weg gehen würde, sei keine politische Floskel, sondern entspräche ganz der Logik der KP.
Von Genossin Yu erfuhr man Ansichten über die Partei aus erster Hand. In Abwandlung eines chinesischen Sprichworts könnte man sagen: Über etwas zu lesen ist gut, von jemandem glaubhaft zu hören ist besser.
Zum Dank für Ihre Rede überreichte Dr. Gruschka der Genossin Botschaftsrätin Yu einen Strauß mit 13 roten Nelken – im Gedenken an die 13 Gründungsmitglieder der KPCh und mit der Nelke als Blume unserer Arbeiterbewegung.
Genosse Dr. Arnold Schölzel legte die Schwerpunkte in seinem Vortrag auf die Beziehung zwischen China und der DDR aus persönlicher Sicht, auf die historisch-philosophische Ebene und auf eine kritische Beurteilung der Reaktion des imperialistischen Lagers auf die Erfolge der KP. Er berichtete von seinen Erinnerungen an die erst kürzlich verstorbene, befreundete Sinologin Helga Scherner. Während die Sinologie seit 1908 an der Universität gelehrt worden sei, um den deutschen Kolonialbeamten Sprachkenntnisse zu vermitteln, aber nicht aus Interesse, sondern um die wie die übrigen Kolonialvölker als minderwertig betrachteten Chinesen besser unterdrücken zu können, hätte sich in der DDR die Sinologie zu einer komplexen Länderwissenschaft mit sprachlichen, historischen, kulturellen Zusammenhängen entwickelt. Sie hätte viele Politiker hervorgebracht, die die Freundschaft zwischen den beiden Ländern gefördert hätten wie z.B. den ebenfalls vor einiger Zeit verstorbenen Botschafter Rolf Berthold. Der Philosoph Hans Heinz Holz hätte darauf hingewiesen, dass in China ein anderes Naturverständnis herrsche, das aufgrund der seit Jahrtausenden durchgeführten Wasserwirtschaft und Flussregulierungen gewachsen sei. Daher, so Schölzel, sei es einfach eine Lüge der bürgerlichen Presse, dass die Führung Chinas zur Ökologie gezwungen werden müsste. Alle Philosophen der Aufklärung hätten großes Interesse gehabt, mehr über China zu erfahren. Leibniz, z.B., hätte Schriftverkehr mit dort lebenden 47
Jesuiten geführt. China wäre damals die anerkannte Führungsmacht in der Technologie und Kultur gewesen, und von Leibniz käme das Bonmot, man solle besser chinesische Missionare nach Europa schicken als umgekehrt. Wie immer scharfsinnig und weitsichtig ging Genosse Schölzel mit der bürgerlichen Presse ins Gericht. Selbst der Spiegel habe in seiner aktuellen Ausgabe die starke Unterstützung der KP durch das Volk erwähnen müssen. 86 % der Bevölkerung hätten bereits vor der Pandemie die Partei unterstützt, danach wären es 93 % gewesen! Von solchen Zustimmungen seien westliche Regierungen, die ja die Demokratie für sich pachten möchten, weit entfernt. Wie also der Westen insgeheim neidisch auf die Erfolge der Chinesen bezüglich gesellschaftlicher Stabilität und wirtschaftlicher Stärke blicke, so herrsche zugleich geistige Verwirrung vor, da er den Grund für die Erfolge, welcher im sozialistischen System läge, nicht anerkennen könne. Es dürfe ob des Offenkundigen ein bisschen Respekt geäußert, aber am Ende müsse immer herablassend gehetzt werden. Während die westlichen Gesellschaften immer mehr in Krisen gerieten, die Bevölkerung dabei immer unzufriedener werde, würden in China ganz andere Zustände herrschen, über die aber nicht berichtet werde. Zusammenfassend unterstrich Gen. Schölzel am Schluss: „Wohl dem Land, das von der KP Chinas geführt wird. Wohl der Welt, deren Hoffnung sich immer stärker auf die KP Chinas richten wird.“
Genosse Patrik Köbele zeigte eindrucksvoll auf, wie systematisch einerseits das Feindbild China von interessierten Kreisen der deutschen Monopolbourgeoisie aufgebaut wird., wie aber der deutsche Imperialismus „andererseits für das Austragen der Konkurrenz mit den anderen imperialistischen Ländern auf die ökonomische Zusammenarbeit mit der VR China angewiesen“ sei. Er stellte klar: „…deutsche Kriegsschiffe haben im Südchinesischen Meer nichts, aber auch gar nichts zu suchen und deutsche Unterstützung für separatistische Bestrebungen, die mit den Fahnen des britischen und amerikanischen Imperialismus durch Hongkong wedeln, geht gar nicht.“ Er wandte sich gegen eine „Allianz der Demokratien“, deren einziges Ziel es sei, China und Russland einzukreisen. „Wir brauchen Frieden mit Russland und China!“
Gen. Köbele verwies auf die großen Errungenschaften der VR China mit der Kommunistischen Partei an der Spitze. „Kaum jemand wird anzweifeln, dass sie einer der oder gar die bedeutendste politische Partei ist, die heute im Weltmaßstab existiert.“48
Bei seinen Ausführungen zur Entwicklung der KPCh seit ihrer Gründung legte er einen Schwerpunkt auf die historische Spaltung der kommunistischen Weltbewegung in eine sowjetische und eine chinesische Linie. Diese katastrophale Entwicklung begann mit konträren Polemiken ‚über die Generallinie‘ in den frühen sechziger Jahren. Während die chinesische Seite der sowjetischen Parteiführung Revisionismus [Verdrehung des Marxismus] vorgeworfen hätte, habe die andere mit dem Vorwurf der „nationalistischen und spalterischen Tätigkeit” gekontert. Köbele räumte revisionistische Züge und “Voluntarismus” bei der KPdSU ein, trotzdem seien die Länder des Warschauer Paktes sozialistische Länder geblieben, und die DKP habe recht daran getan, dass sie auf deren Seite stand. Gleichwohl erkannte er die großen Erfolge der KP Chinas an. und er erinnerte an Hans-Heinz Holz, der immer wieder darauf bestanden habe, dialektisch-materialistisch an die Entwicklung der VR China heranzugehen. Mit Hilfe dieser Herangehensweise habe es die KP Chinas schließlich vermocht, der Konterrevolution zu widerstehen. In der Gegenwart würden die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien auf Augenhöhe geführt werden. Köbele wünschte, dass China auch sein zweites Jahrhundertziel, bis zum Jahr 2049 ein modernes sozialistisches Land zu verwirklichen, das reich, stark, demokratisch, zivilisiert und harmonisch ist, erreicht.
Zum Schluss beglückwünschte Ulryk Gruschka das chinesische Volk und seine anwesenden Vertreter zum bisherigen erfolgreichen Entwicklungsweg. „Wir sind uns gewiss, dass dieser Weg, den die KP Chinas vorgibt, weiter die Kräfte des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus in der Welt stärken und viele noch unterdrückte Nationen und Völker im Kampf um ihre nationale und soziale Befreiung ermutigen wird. Die Versammlung schloss mit dem gemeinsamen Singen der Internationale – in mehreren Sprachen
Siegfried Alt
Conny Renkl
Hinweis: Die Veranstaltung kann nachverfolgt werden unter: https://youtu.be/menbTDqCp5A .
Die drei Vorträge sind (gekürzt) in der jungenWelt erschienen sowie als Broschüre beim Freundschaftsverein Ludwigsfelde und der DKP. Ich verweise den Leser auch auf die offizielle Dokumentation „Die historische Mission der KP Chinas“ und den Newsletter der chinesischen Botschaft vom Juni 2021.
Hier der Link zum Download:
Broschüre zur Festveranstaltung 100-Jahre KP Chinas